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Andere Reiseberichte
Cuba: Artikel in Salsa Sabrosa
Nr.13
und Nr.14, "A View
of Cuba: Uncensored"
Links: Cuba, "Kuba
- das ist nicht so einfach", Son Cubano, Photo-Galerie Cuba
LA
HABANA - SANTIAGO
DE CUBA - LA
HABANA
LA
HABANA: Ankunft und
Unterbringung - Stadtrundfahrt
und Willkommensparty - Unterricht
- Ausgang - Spielende Kinder - Tal von Viñales - Tourismus - Tropicana - Abschiedsparty
Ankunft
und Unterbringung.
Auf verschiedenen Wegen kommen wir am
29.September 2001 spät abends im
Flughafen José Martí in Habana an und
werden dort von den Reise-Organisatoren
Doris Lindau und Thom Müller vom Salsa Club
Bern empfangen. Die Reisegruppe
besteht aus Salsa-Aficionados aus dem
Raum Bern und Zürich. Mit dem Bus werden
wir nacheinander zu den Casa Particulares
in Vedado gebracht, wo wir jeweils
untergebracht sind. Ich habe eine
hübsche kleine Wohnung nahe dem
Malecón, die mir gut gefällt. Im
gleichen Haus sind noch andere von uns
untergebracht. Einige von uns haben sogar
das Glück in einer Casa Particular
direkt am Malecón untergebracht zu sein
mit Blick hinaus auf das Meer. Bevor ich
mich schlafen lege muss ich hinaus zum
Malecón. Ich komme an einem Polizei-Auto
vorbei, das verdunkelt in einer
Seitenstrasse auf Patrouille steht. Dann
stehe ich zum ersten Mal am Malecón. Es
ist eine warme sternenklare Nacht. Es
weht ein schwacher Wind. Ich höre dem
Rauschen der Brandung zu und freue mich
wieder in Cuba zu sein. |
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Stadtrundfahrt
und Willkommensparty.
Als ich am nächsten Morgen
aufwache schallt vom Nachbar kubanische
Musik herüber. Im kubanischen Radio
läuft viel kubanische Musik - und nicht
nur Salsa, sondern das ganze Spektrum
kubanischer Musik. Unsere Gastgeber
Belkys und Papo haben das Frühstück
zubereitet. Sie sind ein freundliches
älteres Ehepaar, das sich während der
ganzen Zeit alle Mühe gab, uns ein
vielfältiges Essen zu servieren und uns
den Aufenthalt angenehm zu machen. Ich
bin froh etwas spanisch zu können, denn
sie freuen sich, wenn sie angesprochen
werden und unterhalten sich gern. Später
machen wir eine Stadtrundfahrt in
Begleitung eines staatlichen
Touristenführers. Habana Vieja gefällt
mir sofort. Einige Häuser wurden
restauriert und dienen nun als
Dollar-Restaurants für Touristen. In
vielen dieser |
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Restaurants spielen
Son-Bands alte kubanische Klassiker. Am
Abend gehen wir zur Willkommensparty. Auf
dem Dach des Casa del Científico am
Prado ist eine kleine Disco eingerichtet
worden. Man hat von dort oben eine
schöne Aussicht auf das verfallene
Habana und auf das Capitolio Nacional.
Der eingefallene Dachstuhl des Gebäudes
gegenüber gibt eine malerische Kulisse
ab. Leider ist es keine
Hintergrundkulisse wie in einem Theater,
sondern Wirklichkeit. Unsere kubanischen
Tanzlehrerinnen und Tanzlehrer begrüssen
uns mit einer einstudierten Show, die zu
einer schnellen Rueda übergeht. Sie
wirken sehr sympathisch und man sieht
sofort, das sie alle wirklich gut tanzen.
Ich bin froh darüber, denn für das
Gelingen einer Salsa-Tanzreise ist dies
sehr wichtig. Marisuri hat eine super
Truppe zusammengestellt. Es gibt etwas zu
essen und es wird ein sehr schöner
Abend. |
Unterricht:
Despelote mit Marisuri
- Rueda-Figuren im Casino - Son
Am nächsten Tag beginnt der
Unterricht mit 1 1/2 Stunden Despelote
mit Marisuri. Dann gibt es etwas Zeit für
Mittagspause und anschliessend Salsa-Unterricht
für 1 1/2 Stunden. Dies sollte der
Arbeitsrhythmus für die nächsten zwei Wochen
sein. Im Salsa-Unterricht werden nach Stärke
drei Gruppen gebildet und in allen Gruppen werden
Figuren in der Rueda geübt.
Das Kurslokal ist die meiste Zeit klimatisiert
und sonst recht kühl, da es eigentlich ein
Theater ist und kaum Fenster hat. Unsere
kubanischen Tanzlehrerinnen und Tanzlehrer sind
sehr gut. Es macht Spass mit ihnen zu arbeiten.
Einige der Tanzlehrerinnen können auch den
führenden Teil tanzen. Sie sind leicht zu
führen, drehen sehr leicht und können bei
Problemen mit neuen Figuren kompetent helfen.
Rodolfo, der "Chef", nimmt sich Zeit
für jeden und hat auch die notwendige Geduld.
Die Rueda macht so wirklich Spass. So vergehen
schnell zwei Wochen mit Despelote und neuen
Rueda-Figuren. In einer Mittagspause macht
Roberto einmal Figuren aus der Puertorriqueña.
Seine kubanische Tanzpartnerin ist erstaunt und
sehr interessiert. Wegen der Isolation Cubas
kennt man so etwas hier gar nicht. Die letzten
zwei Tage machen wir etwas Son.
Son in La Habana wird elegant getanzt: Bewegung
der Schultern elegant, der Son-Schritt weich und
"suave". In Santiago sind im Son die Bewegungen der
Schultern dagegen eckiger und der Son-Schritt
wird stärker akzentuiert. "Si, pero es una
otra idea", sagt meine Tanzlehrerin dazu
(das ist eine andere Idee) und bleibt dabei Son
wie in La Habana zu tanzen. "La Habana es La
Habana", sagt man ja in Cuba. Oder: So
tanzen nur die Guajiros (Bauern) im Oriente
(Süden Cubas). Da es im höheren Kurs keine
grösseren Probleme mit Son gibt, zeigt Rodolfo
wie fliegend zwischen Son und Cha-cha-chá
gewechselt werden kann. Ich kannte dies schon von
Rita her und
habe keine Probleme damit. Dann zeigt uns Rodolfo
noch wie zwischen Son und Salsa hin- und her
gewechselt wird. Dies ist nicht ganz einfach, da
beschleunigt oder verzögert werden muss, um vom
"4" im Son auf das "1" im
Salsa zu wechseln und umgekehrt. Dies ist beim
Wechsel zwischen Son und Cha-cha-chá nicht
notwendig, da beide Tänze auf "4"
getanzt werden (das "Cha-cha-chá" ist
eigentlich ein doppelter Son-Schritt). Dies
gefiel mir sehr. Viele Salsa-Stücke fangen als
Son an und werden dann zu einem Salsa. Gut zu
wissen, wie man den Wechsel anzeigt.
Ausgang: Azúcar Negra - Bamboleo - Pulvorín An einem
der ersten Tage gehen wir ins Casa de
la Música zu einem Konzert von Azúcar Negra.
Es ist ein schönes Lokal mit einer
angenehmen Atmosphäre. Wir tanzen viel
bis das Konzert anfängt. Eigentlich bin
ich nicht so ein Timba-Fan,
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aber das Orchester spielt
wirklich gut, so dass der Abend ein
Erlebnis wird. Die Sängerin bewegt sich
unglaublich gut und zieht alle Blicke an.
An einem folgenden Tag ist ein Konzert
von Bamboleo
im Café Cantante angesagt. Die
Band erscheint nicht, aber man kann dort
gut tanzen und wir haben eine gute Zeit
bis wir ins Casa de la Cultura
in Habana Vieja weiterziehen. Am späten
Abend zieht noch eine kleine Gruppe zu
einer Disco direkt unterhalb des
Leuchtturms des El Morro (ich glaube es
hiess "Pulvorín",
jedenfalls etwas mit dem spanischen Wort
für Pulver). Es gibt eine kleine Terasse
zum Tanzen mit herrlichen Blick auf den
nächtlichen Malecón bis hinauf zum
Gebäude der amerikanischen Vertretung.
Am Ende des Abends fragen wir uns, wie
unsere kubanische Begleitung um diese
Zeit noch nach Hause kommt. Wir bringen
sie dann heim. Die Strassen sind jetzt
menschenleer, nur Polizisten
patrouillieren in den Strassen. Sie
wohnen weit ausserhalb Habanas. Mir wird
klar, dass ein paar Dollar für Eintritt
und Getränk nicht viel sind, wenn wir
unsere kubanischen Kollegen für den
Ausgang einladen. Sie nehmen dafür recht
grosse Mühen auf sich. In der Zeit, in
der ich später in Santiago war, spielten
Paulito F.G. und La Charanga Habanera.
Mit den Konzerten braucht es halt etwas
Glück. |
Spielende Kinder.
Einmal laufe ich vom Kursort zurück zu meiner
Wohnung. Es windet etwas. Eine Gruppe von Kindern
hat sich eine Art Drachen gebastelt, indem sie
Schnüre an Henkeln von Plastiktüten gebunden
haben. Sie halten die Plastiktüten in den Wind
und haben eine riesen Freude. Das Bild ist
einfach zu schön. An der anderen Strassenseite
stehend mache ich ein Foto. Die Kinder winken zu
mir rüber. Ich winke zurück. Dann gehe ich
weiter und komme an einer alten verfallenen Villa
vorbei. Die Eingangsterasse ist mit den Jahren
glattgelaufen und rutschig. Zwei Jungen spielen
daruf Wettrutschen. Die Fröhlichkeit und
Natürlichkeit der Kinder, die von den
wirtschaftlichen Problemen nichts wissen, ist
eine Freude und tut mir gut. Offensichtlich gibt
es gleichere Kubaner, die in neuen Audis und BMWs
herumfahren. Aber die Kinder sind noch wirklich
gleich. Später liege ich auf dem Bett und ruhe
mich etwas aus. Auf der Strasse spielen oft
Kinder. Ein kleines Mädchen ruft ständig:
"Frío, frío!". Wieso
"frío"? Es ist doch heiss genug. Aus
dem Fenster schauend sehe ich, dass die Kinder
"heiss und kalt" spielen wie wir es
auch früher getan haben.
Tal von Viñales,
Pinar del Rio: Guayabita
- Cueva del
Indio - Exil-Kubaner Viñales ist ein
kleines Dorf in einem der wohl schönsten
Landschaften Kubas. Diese Region wird von
bizarren Kalksteinkegeln (mogotes)
beherrscht, die steil aus den Feldern
aufragen und üppig bewachsen sind. Wir
treffen uns schon um neun Uhr um zusammen
mit den kubanischen Lehrern nach Viñales
zu fahren. Es steht ein gewöhnlicher
Stadtbus aus La Habana bereit. Einer der
modernen Touristenbussen
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mit Klimaanlage und
Vorhängen gegen die Sonne wäre mir
schon lieber gewesen. Die Kubaner haben
Bongos mitgebracht sowie Claves, Campana
und Changüi (Rätsche). Die
afrikanischen Ursprünge kommen zum
Vorschein und es wird während der ganzen
Fahrt kräftig Perkussion gemacht und
Gesungen. Dabei wird im Moment gelebt und
nicht an später gedacht. Der
Perkussionslehrer neben mir, der die
ganze Zeit mitmacht, wird später beim
Abendessen verausgabt einschlafen. Wo wir
vorbeikommen erscheint auf dem Gesicht
der Leute beim Anblick der Perkussion
machenden Kubaner im Bus unvermittelt ein
Lächeln auf dem Gesicht. Eine
Polizei-Patrouille auf der Autopista
zwischen La Habana und Pinar del Rio
schaut zuerst etwas streng und winkt dann
lächelnd unseren Bus mit den trommelnden
und singenden Kubanern weiter. Einer der
vier hinteren Reifen des Busses platzt.
Wir überbrücken die Wartezeit für die
Reparatur des Busses mit der Besichtigung
einer Rum-Kollektive in Pinar del Rio, wo
der "Guayabita"
hergestellt wird: Rum, der aus den etwa
Kaffeebohnen grossen Guyabita-Früchten
hergestellt wird. Anschliessend gehen wir
in den Park von Pinar del Rio und warten
weiter auf den Bus. Die Kubaner machen
wieder fleissig Perkussion.
Vorbeikommende Leute haben ihre Freude
daran und bewegen sich zur Musik. Der
Reifen kann nicht repariert werden. Aus
La Habana wird ein Ersatzbus bestellt.
Wir fahren mit den verbleibenden Reifen
weiter nach Viñales. Die kubanische
Tanzlehrerin neben mir blättert
interessiert in meinem reich bebilderten Reisebuch
über Cuba. Sie schlägt ein Kapitel
über kubanische Musik auf mit einem Bild
von Celia Cruz. "Aber Celia Cruz ist
ja gar keine Kubanerin!", fährt es
aus ihr heraus. Das Verhältnis zu den Exil-Kubanern
scheint wohl etwas angespannt zu sein.
Durch die Reifenpanne haben wir leider
Zeit verloren. Wir sehen noch etwas vom
Tal, das wirklich sehr malerisch ist und
besichtigen dann die Höhle "Cueva del Indio".
Die Höhle ist relativ gross. Bizarre
Tropfsteingebilde hängen herunter und
schliesslich gelangen wir mit einer
Bootsfahrt auf einem unterirdischem See
wieder ins Freie. Zum Abendessen ist die
Sonne schon untergegangen und auf der
Rückfahrt im Ersatzbus, der tatsächlich
kam wie bestellt, ist es endlich angenehm
still, da alle müde und erschöpft sind. |
Tourismus:
Traurige Auswirkungen des
Toursimus - Show: Mambo
und Changleta
Eine kleine Gruppe von uns
hat sich mit einigen der Tanzlehrer für den
Ausgang verabredet. Nach einigem Warten erscheint
nur einer der Tanzlehrer. Spät abends in die
Stadt zu kommen ist für die Kubaner oft ein
Problem. Er schlägt vor in ein Lokal zu gehen,
wo er manchmal Show macht und viele Leute kennt.
Das Lokal ist eine schöne grosse moderne Disco.
In Zürich habe ich nichts vergleichbares
gesehen. Leider läuft nur für kurze Zeit Salsa
und dann Latin-House und Latin Mix. Der Eintritt
ist recht hoch und die Getränke sind teuer. Es
gibt fast nur männliche Touristen und kubanische
Frauen. "Hast du Feuer?".
Jetzt wird mir einiges klar ... "Nein, ich
rauche nicht!". "Suchst du eine
Frau?". Wie heisst es doch so schön:
"Jetzt nicht!". Wenn klar ist, dass wir
tanzen wollen und nichts anderes, wird man in
Ruhe gelassen bis die nächste Welle anrollt. Ich
zeige auf die Handtasche einer Kollegin, die sie
mir vor dem Tanzen zum Aufbewahren anvertraut
hat, und sage vieldeutig: "El bolso de mi
novia" (die Handtasche meiner Freundin). Die
junge und schöne Kubanerin neben mir begreift
sofort und hat alle Mühe ihr Lachen zu
unterdrücken. Der Abend in dieser Disco war eine
Ausnahme. Es war der einzige Abend in den zwei
Wochen in Habana, an dem ich so etwas erlebte.
Man bleibt sonst von solchen Dingen verschont,
wenn man mit Kubanern in den Ausgang geht, die
man kennt. Dann gibt es eine Entschädigung: Es
ist Show-Time. Drei Paare der Show-Gruppe der
Disco tanzen zu einem alten Mambo
von Pérez Prado. Es sieht wirklich gut aus. Ich
freue mich, denn so etwas sieht man selten.
Anschliessend gibt es eine Rarität: eine Changleta. Dabei
wird mit Sandalen mit Holzsohlen (Changleta)
rhythmisch zur Musik aufgestampft.
Tropicana.
Im Fernsehen sah ich einmal einen Dokumentarfilm
über das Tropicana. Es ist eigentlich weniger
ein Cabaret mit einer Nachtvorstellung, sondern
eine Tanzakademie mit einer Vorstellung vor
Feierabend. Die Tänzer werden nach Talent und
Wuchs ausgesucht. Während des Tages wird hart
gearbeitet. Ich möchte einmal wirklich gute
Tänzer sehen auch wenn einer der billigeren
Plätze $70.- kostet. Die Show ist ein
farbenfrohes Spektakel mit einer grossen Anzahl
von Tänzerinnen und Tänzern mit üppigen
Kostümen verteilt auf mehreren versetzten
Bühnen. Mit Freude stelle ich fest, dass keine
Show à la Las Vegas vorgeführt wird, sondern
eine rein kubanische Show basierend auf der
kubanischen Musik- und Tanz-Tradition. Mal tanzt
ein Paar zu einem Bolero ein romantischen
Tête-à-tête. Ein anderes Mal kämpft ein Paar
tanzend zu afrikanischen Rhythmen gegen eine
Übermacht von Eingeborenen. So folgt über zwei
Stunden eine Szene der anderen und das Orchester
spielt Danzón, Cha-cha-chá, Guanguancó oder
Son. Die Clave ist
fast immer zu hören. Am Schluss gibt es ein
Finale. Da von uns sonst niemand mitkommen
wollte, sitze ich alleine an einem Tisch etwas
exponiert und werde von einer vorbeischwebenden
Tänzerin aufgefordert. Es ist nicht so schlimm,
sich rhythmisch etwas bewegen. Mehr wird nicht
verlangt. Dann kommt ein kurzer Despelote-Teil.
Die Tänzerin lächelt. Nach zwei Wochen
Despelote-Kurs mit Marisuri konnte ich etwas
mitmachen.
Abschiedsparty.
Die zwei Wochen in Habana sind vorbei.
Wir hatten eine super Zeit. Der Kreis schliesst
sich: Auf dem Dach des Casa del Científico, wo
am Anfang die Willkommensparty stattfand, ist nun
die Abschiedsparty. Einmal ziehe ich mich etwas
zurück und geniesse die Stimmung.
"¿Oliver, no te veo bailando?", werde
ich gefragt (du tanzt ja nicht). Bei Parties gibt
es in Cuba keine Pausen. Der Rest der Gruppe geht
noch einmal zum Malecón. Ich lege mich schlafen,
denn am nächsten Tag muss ich früh zum
Flughafen, um nach Santiago zu fliegen.
SANTIAGO DE CUBA:
Flug nach Santiago
- Balcón de Velazquez
/ Hotel Casa Granda - El Morro - Casa de la Trova - Cementerio Santa
Ifigenia - Parque
Cespedes - Los dos
Abuelos
Flug nach Santiago.
Ich fliege mit einer Boeing 737 der Aero
Caribbean nach Santiago. Ich habe nichts gegen
alte russische Maschinen der Cubana de Aviación,
wenn sie gut gewartet sind. Aber dies
fertigzubringen traue ich dem kubanischen Staat
eigentlich nicht zu. Das Flugfeld war dann auch
übersät mir ausgeschlachteten Maschinen. Der
Flug geht lange Zeit entlang der Westküste. Vom
rechten Fenster aus sieht man herunter auf das
türkisblaue Wasser mit verstreuten Inseln. Der
Flug kostet USD 100.- - fast nichts. Santiago
lohnt sich so allemal, besonders verbunden mit
Ausflügen nach Baracoa, in die Sierra Maestra
oder zum Festival de la Charanga in Palma
Soriano, das jedes Jahr anfangs November
stattfindet. Nach einiger Zeit macht das Flugzeug
einen kleinen Schwenker nach Osten und wir
fliegen über die Sierra Maestra. Die Bergketten
sind dicht bewaldet. Man sieht keine von Menschen
in den Wald geschlagene Wunden wie oft in
Südost-Asien und anderswo. Die Ineffizienz des
Sozialismus hat die Natur intakt gelassen. Dann
beginnt der Landeanflug. Ich weiss von meiner
letzten Reise nach Santiago, dass der Flughafen
nicht weit von der Festung El Morro entfernt
ist. Ich wünsche mir sehr, die Festung aus der
Luft zu sehen. Da! Für ein paar wenige Sekunden
vor dem Aufsetzen erscheint sie vor meinen Augen.
Ich muss unbedingt wieder an diesen Ort zurück.
Ich steige aus dem Flugzeug und mir schlägt die
Hitze von Santiago entgegen. So heisst es ja auch
im Lied "Mi Veneración" von Miguel
Matamoros: "La tierra que trembla
caliente".
Balcón de
Velazquez / Hotel
Casa Granda. Nachdem ich eine
erste Unterkunft gefunden habe gehe ich
in Richtung Stadtzentrum. Ich komme am
Balcón de Velazquez vorbei. Von hier aus
hat man eine schöne Sicht herunter auf
das verfallene Santiago mit Bucht und
Sierra Maestra. Die bebauten Hügeln der
Stadt fallen wellenartig zum Meer ab.
Santiago muss einmal sehr schön gewesen
sein. Die kubanische Angestellte am |
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Eingang sagt mir, dass
sie englisch und deutsch spricht. Ich bin
erstaunt. Seit einem Jahr arbeite sie nun
hier. "Wenn sie vor zwei Jahren hier
gearbeitet hätte, würde ich mich an Sie
erinnern", sage ich auf deutsch zu
ihr. Ein Lächeln erscheint auf ihrem
Gesicht: Sie hat es verstanden. Dann gehe
ich weiter zum Hotel Casa Granda. Ich
setze mich auf die Terasse und schaue
herunter auf den Parque Cespedes. Lange
habe ich mir gewünscht wieder hierher zu
kommen. Nun ist es wieder soweit. |
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Castillo de
San Pedro del Morro:
Seeschlacht
von Santiago - amerikanische
Touristen |
Ich sitze im Schatten auf einer Mauer
im El Morro mit herrlichem Blick auf
Festungsabschnitt und herunter auf Küste
und Ausläufer der Sierra Maestra. Die
Maschine nach Havanna donnert über mich
hinweg. Von ganz oben hat man eine
wunderbare Rundsicht auf die Bucht von
Santiago. Ich schaue mir die |
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Festung etwas näher an.
Ich gehe in den Raum mit der Darstellung
der Seeschlacht
von Santiago von 1898 zwischen
einer spanischen und einer amerikanischen
Flotille. Die zahlenmässig unterlegene
spanische Flotille rettet sich vor der
amerikanischen in die Bucht von Santiago,
dessen Ausgang zum Meer von den
amerikanischen Schiffen blockiert wird.
Die Versorgungslage und die medizinischen
Zustände der Eingeschlossenen wird so
prekär, dass sie schliesslich einen
Ausbruchversuch wagen. Sie wissen, dass
sie vor der Übermacht der amerikanischen
Schiffe keine Chance haben. Aber es
bleibt keine andere Wahl. Die gesamte
spanische Flotille wird von den
Amerikanern versenkt. Welcher Verlust an
Menschen! Welcher Schlag für die
spanische Flotte! Diese Seeschlacht
bestürzt und fasziniert mich wieder wie
beim letzten Mal als ich hier war. Noch
ein Blick herüber zum Flughafen Antonio
Maceo dann gehe ich zum nahegelegenen
Restaurant und setze mich auf die
gedeckte Veranda mit wunderbarer Aussicht
herab auf das weite Meer. Eine Gruppe
älterer amerikanischer
Touristen kommt herein zum
Mittagessen. Ein Tropengewitter bricht
los und wir stellen uns unter. Man kommt
sich etwas näher und ich unterhalte mich
mit einem älteren Herrn, der als Pilot
an der amerikanischen Luftbrücke nach
Berlin beteiligt war. Er erzählt von den
Jubiläumsfeiern der Luftbrücke, zu
denen die ehemaligen Piloten von der
deutschen Regierung nach Berlin
eingeladen wurden. Seine Frau und er
hatten sich über diese Geste sehr
gefreut. Die Gruppe kam mit Cubana de
Aviación. Er hält die alten russichen
Maschinen für problemlos.
Propeller-Motoren seien zuverlässig,
meint er. |
Casa de la Trova.
Am Abend gehe ich in die Casa de la
Trova in der Calle Heredia. An der Wand
schaue ich mir Bilder von Miguel Matamoros und
Nico Sacito an. Rechts vorne sitzt die ältere
Dame, die bei meinem letzten Besuch in Santiago
behauptete, sie sei jeden Abend hier. Als ich sie
sah habe ich mich sofort an sie erinnert. Manche
Erlebnisse schlummern lange Zeit im Gehirn und
sind plötzlich sofort wieder präsent. Schon
erstaunlich. Eine Gruppe aus Guantanamo spielt
einen Changüi (Vorläufer des Son). Zur Gruppe
gehört ein Paar, das Changüi tanzt, damit die
Leute in Santiago sehen, wie Changüi getanzt
wird. Mich interessieren die Schritte, kann
jedoch nicht viel herauslesen. Es sieht für mich
wie Son aus. Dann spielt eine weitere Gruppe
mitreissend und die karibische Lebensfreude
bricht durch: Das gesamte Publikum stürmt zur
Bühne und bewegt sich zur Musik.
Cementerio
Santa Ifigenia. Am nächsten
Tag gehe ich zum Friedhof Santa Ifigenia:
Ein altehrwürdiger Friedhof im
kolonialen Stil mit grosszügigem
Marmorgräbern. Viele grosse Namen:
Bacardi, Cespedes und hier liegt auch
Jose Martí. Von hinten sehe ich einen
Grabstein mit der Aufschrift "Miguel
Matamoros", dem wohl
berühmtesten Sonero |
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Cubas. Ob das etwa das
Grab von ihm ist? Meine Schritte werden
schneller. Tatsächlich! Auf dem
Grabstein steht "Miguel Matamoros
Matamoros 1894 - 1971" und dann
"Son
de la Loma" mit den ersten Noten
des Stückes. Ich mache ein Bild:
Gehört auf die Homepage des Salsa Clubs.
Ich setze mich auf ein Mäuerchen unter
einer Gruppe von Palmen und geniesse die
Stille. |
|
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Parque
Cespedes: Auswirkungen
des Tourismus.
Am Nachmittag unterhalte ich mich im
Parque Cespedes mit einigen jungen
Kubanern. Einer von ihnen hat Zugriff auf
das Internet und weiss ganz gut Bescheid,
was in der Welt passiert. Er sei erstaunt
gewesen über all die Länder in der
Welt, von denen er nichts gewusst habe.
Ich verwechsle Ulan Bator mit Ost Timor.
Er merkt es sofort - etwas peinlich für
mich. "Kennst du Windows? Bill Gates
ist doch |
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ein Imperialist!".
Ich gebe ihm da recht. Ich frage ihn, wie
er die Zukunft in Cuba sieht. Ob sich
wohl irgendwann einmal etwas ändern
wird? "Man, you are a fucking
journalist or what?". Ob ich schon
viel gereist sei? Wo es denn die
schönsten Frauen gebe? Ich fange an mir
zu überlegen, wie ich ihn los werde.
"Siehst du diese dicke Frau
dort?". Er zeigt auf eine etwas
übergewichtige Touristin. "Die
würde ich sofort heiraten, wenn ich nur
hier rauskäme!". "Ist doch
wahr", sagt er: "So ist es
doch!". Ich mag ihn, weil er nicht
verlogen ist. |
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Los dos
Abuelos. Am
Abend treffe ich wie abgemacht meinen
kubanischen Kollegen, den ich vor zwei
Jahren getroffen habe beim Rueda Tanzen
am Festival de la Charanga in Palma
Soriano. Er hat inzwischen sein Studium
in Santiago abgeschlossen und
unterrichtet Englisch an einer
Sekundarschule in Palma. Er kommt zu mir
in die Casa Particular. Im kubanischen
Fernsehen wird über die amerikanischen
Luftangriffe in Afghanistan gewettert. Es
werden die durch die Luftangriffe
umgekommenen und die flüchtenden
Zivilisten gezeigt. Ich frage ihn, was er
vom Afghanistan-Krieg hält. Er könne
die Nachrichten-Sendungen im kubanischen
Fernsehen nicht mehr sehen. Seit er
denken kann wird im kubanischen Fernsehen
über die Amerikaner gewettert. Er könne
es nicht mehr sehen. Wir gehen ins
"Los dos Abuelos" und hören
der Son-Band zu, die dort spielt. Es sind
nur Touristen dort, die so schlecht
tanzen, dass wir niemanden auffordern.
Ich bin etwas enttäuscht. Das letzte Mal
konnte man kubanischen Paaren zuschauen,
die wirklich grossartig Son tanzten. Wir
unterhalten uns etwas. Ob er Pläne hat?
"Ja, Kuba verlassen!". Die
Antwort erschrickt mich etwas, weil sie
so schnell und so entschieden kommt. Aber
es ist eigentlich kaum verwunderlich:
keine Perspektiven, keine Zukunft, keine
Aussichten auf Besserung. Die Band spielt
die ganze Zeit Son. Son wird auf
"4" getanzt (1.Schritt auf
4.Schlag. Siehe Artikel "Bedeutung
der Clave" in der Salsa Sabrosa
Nr.24). Dazu wird typischerweise im
Son der 4.Schlag stärker betont als im
Salsa. Das Stück, das sie spielen, ist
eher ländlich. Das "4" ist so
stark betont, dass man fast nur auf
"4" Son tanzen kann und es
direkt schwer ist Salsa auf "1"
zu tanzen (1.Schritt auf 1.Schlag).
Dennoch machen die Band-Mitglieder zur
Musik elegante Salsa-Schrittkombinationen
auf "1". Und das in Santiago,
der Wiege des
Son ... Wir amüsieren uns darüber.
Ob er morgen noch einmal Zeit hat? Er
muss diese Woche bei der Kaffeeernte
helfen. Er ruft mich an falls er mit
jemanden tauschen kann. |
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Konzert Issac
Delgado. Am
vorletzten Abend spielt Issac
Delgado im Hotel Riviera (Interview mit Issac
Delgado in Salsa
Sabrosa Nr.24). Der Saal ist sehr schön
eingerichtet. Ich hole mir am Vormittag im Hotel
Riviera mein Ticket für das Konzert. Am Schalter
sehe ich Werbung für Kurzreisen von Habana nach
Chichén Itzá und Tulúm, den untergegangen
Maya-Städten auf Yucatan. Wie dumm, dass ich
dies erst jetzt gesehen habe. Das wäre ungemein
interessant gewesen. Vor dem Konzert im Copa Room
des Hotel Riviera gibt es eine Cabaret-Show
ähnlich der Show im Tropicana. Die Tanzgruppe
ist nicht so gross wie die vom Tropicana, aber
sie ist genauso professionel und zaubert mit
ihrer Darbietung karibische Tanzfreude in den
Saal. Der Aufpreis auf das Ticket für die Show
war gut angelegt. Nach einer Pause beginnt das
Konzert. Issac Delgado wirkt leicht und locker
wie am Konzert diesen August in Zürich. Seine
Miene zeigt ein entspanntes Lächeln, das von
innen heraus strahlt. Einige erfolgsbessene
Pop-Stars werden das nie hinkriegen, denke ich
mir. Nach jedem Stück blättert er in seinem
Notenbuch. Dann scheint er sich zu sagen:
"Ach ja, spielen wir doch jetzt mal das
hier: 'La Sandungita'". Das Publikum jubelt.
Abschied. Ich
sitze im Flugzeug
zurück in die Schweiz. Ich erinnere mich
an den Rückflug nach meinem ersten
Cuba-Besuch. Damals war ich ziemlich
still und bedrückt in Gedanken an all
die netten Kubaner, die besseres verdient
haben. Jetzt bin ich schon ein alter
Cuba-Hase. Ob ich wieder kommen werde?
Eines Tages wird es wieder soweit sein.
Wann das sein wird? Ich weiss es nicht.
Aber ich weiss, wo ich Cuba finde, wenn
mir das Land und die Menschen fehlen: in
der kubanischen Musik. Eine Reise nach
Cuba ist immer lohnenswert: Habana
verbunden mit Abstechern nach Santiago,
Trinidad oder Viñales. Wenn man mit
jemanden zusammen ist, der in Cuba nette
Leute kennt, wird jede Reise zu einem
Erlebnis. |
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Oliver Plohmann,
Dezember 2001
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